Isabel Drescher: Behutsam auf große Sprünge vorbereiten
Dortmund, 10.01.2008, Von Bernd Peters
Die deutsche Eiskunstlauf-Szene hat wieder eine Art "Wunderkind" - und das steht für den TSC Eintracht auf den Kufen. Isabel Drescher ist 13 Jahre jung und ließ bei den Deutschen Meisterschaften die ohne Ausnahme ältere Konkurrenz hinter sich. ...
... Der Silbermedaille bei den "Deutschen" könnten noch viele weitere Triumphe folgen. Sie redet nicht viel und wenn, flüstert sie. "Ein richtiges Interview hatte ich eigentlich noch nie", sagt das Ausnahmetalent unter den deutschen Eiskunstläuferinnen vor dem Gespräch mit unserer Zeitung, "aber es ist ganz nett", lächelt sie dann kurz auf.
Auf dem Eis dagegen explodiert Isabel Drescher. "Ich habe noch nie eine Sportlerin in ihrem Alter solche Sprünge vollführen sehen", sagt ihre Trainerin Andrea Dieck über die 13-jährige Schülerin, die in Holzwickede wohnt. Tatsächlich ist es vor allem die Höhe ihrer Sprünge, die die Hoffnungen auf eine neue deutsche Weltklasse-Athletin nähren. Keine andere Teilnehmerin wagte sich bei den Deutschen Meisterschaften am vergangenen Wochenende in Dresden an den schwierigen doppelten Dreifach-Toeloop.
Drescher gelang dieser als Einzige. Und damit hören die Superlative bei der jungen Sportlerin vom TSC Eintracht noch lange nicht auf. Vor allem war sie die mit Abstand jüngste Starterin in Dresden. Etwas belustigt, aber auch respektvoll titelte eine große Boulevardzeitung danach mit dem "Zahnspangen-Alarm bei der Deutschen". Schließlich ist auch die neue Deutsche Meisterin Sarah Hecken aus Mannheim mit 17 Jahren noch sehr jung für die "Meisterklasse". Die beiden Ausnahmetalente liefen der ausnahmslos älteren und erfahreneren Konkurrenz in Dresden ohne größere Mühe davon.
"Schon als ich sie zum ersten Mal sah, habe ich einen Unterschied zu allen anderen Läuferinnen erkannt", sagt Dieck, die Drescher seit fünf Jahren betreut. "Sie hat den nötigen Mut für die waghalsigen Sprünge. Wenn sie hinfällt, steht sie einfach wieder auf." Begonnen hat die noch junge Karriere Isabels ganz harmlos. Mit fünf Jahren ging sie mit ihren Eltern Eislaufen. "Das hat mir soviel Spaß gemacht, das wollte ich öfter machen." Nach gut zwei Jahren beim Königsborner SV war schnell klar: Ein "Neuling", also die niedrigste Einstufung der Eiskunstläuferinnen, bleibt dieses Kind nicht lange. Der Wechsel nach Dortmund war schnell beschlossene Sache - und die Dreschers wurden zur "Sportfamilie". "Wir stricken unser ganzes Leben um das Training herum", sagt Mutter Traude.
Sechs mal die Woche trainiert Isabel im Eissportzentrum Westfalenhallen, jeweils zwei Stunden lang. Ihr Alltag besteht aus Schule, Hausaufgaben und dem Eiskunstlauf. "Das ist aber okay", sagt die 13-jährige und man merkt, dass Spaß am Sport und kein krankhafter Ehrgeiz dahinter steckt. "Sie möchte das so und deshalb stehen wir dahinter", sagt ihre Mutter.
Auch wenn sie noch zu jung ist, bei Welt- oder Europameisterschaften in der "Meisterklasse" zu starten.
"Jetzt nur nicht berauschen lassen"
"Das ist gut so, damit sie noch nicht total gepusht wird", so die Trainerin. "Sie soll konzentriert weiterarbeiten und sich nicht berauschen lassen." Ende des Jahres wird Isabel 14 und darf bei den großen Turnieren aufs Eis. Dann könnte Deutschland wieder eine "Eisprinzessin" bekommen. Die Biomechanikerin Dr. Karin Knoll bescheinigte der 13-Jährigen, in einigen Jahren Vierfach-Toeloops oder Dreifach-Achsel springen zu können. Schon der Gedanke daran lässt Isabels Augen leuchten.